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Geschichte mit
Meerblick
Dieser Felsen hat es in sich. Wer bei Vollmond dreimal um den Petra Tou Romiou herum schwimmt, erlangt angeblich ewige Schönheit. Dass dennoch kaum jemand hier ins Wasser steigt, liegt vielleicht am Respekt vor der turbulenten Geschichte dieser Bucht bei Paphos. Hier nämlich entsprang der Sage nach die wunderschöne Göttin Aphrodite dem Schaum des Meeres. Das war heftig in Wallung geraten, weil der eifersüchtige Kronos die Genitalien seines Göttervaters Uranos just dort ins Wasser geworfen hatte.
Zweifellos verleiht die griechische Mythologie dem Aufenthalt auf Zypern eine besondere Würze. Allen voran die Aphrodite sorgt dafür, dass der Urlaub auch zu einem Stück lebendigen Geschichtsunterrichts wird. Göttinnen wie sie waren schon vor 2500 Jahren beliebte Motive der Mosaiksteinleger. Nicht zuletzt deren damaliger Kunstfertigkeit verdankt der Badeort Paphos im Südwesten seine Aufnahme in die Weltkulturerbe-Liste der Unesco. Viel jünger ist das 1592 von den Türken erbaute Kastell am Hafen, das eine zauberhafte Kulisse für Opernaufführungen im „Odeon“ bietet, der Rekonstruktion eines römischen Theaters aus dem 2. Jahrhundert.
Die Göttinnen von heute müssen für ihre Schönheit keine mondbeschienenen Felsen mehr umrunden. Stattdessen schaukeln sie in den warmen mineralisierten Fluten der Thalasso-Bäder in einem der zahlreichen Nobel-Hotels auf des Mittelmeers östlichster Insel. Keine Herberge, die etwas auf sich hält, setzt zurzeit nicht auf Spa, Wellness, Beauty und Entspannung. Ganz bewusst wird in den Touristenzentren für Urlauber aus der Mittel- und Oberschicht gehobener Standard geboten und gepflegt. Kein Wunder, dass etliche Nationen die Insel bereits für die Olympiavorbereitungen ihrer Athleten im Jahr 2004 auserkoren haben. Die äußerst niedrige Kriminalitätsrate wissen sie vermutlich ebenso zu schätzen.
Die Betreiber von Karaoke-Bars und Diskotheken an den Amüsiermeilen zumindest im Südwesten sähen es gerne, wenn sich noch mehr Angehörige der Party-Generation auf den Weg nach Zypern machten. Allerdings werden nur das landeseigene Bier für 1,50 zypriotische Pfund pro halbem Liter (umgerechnet 2,70 Euro) und das gleichteure Nationalgetränk „Brandy sour“ dem Begriff günstig gerecht, die Benzinpreise einmal ausgenommen. So kostet ein Abendessen im Restaurant kaum unter 30 Euro pro Person.
Wir wollen keine Billig-Destination werden“, betont Tourismusminister Giorgios Lillikas. Noch in diesem Jahr werde mit dem Bau von acht Yachthäfen begonnen. Und damit die geplanten acht bis zehn Golfplätze der Kartoffel als wichtigem Exportartikel nicht das Wasser abgraben, entstehen leistungsfähige Entsalzungsanlagen.
So müsste auch die Aphrodite nicht um ihr Bad bangen und die Zyprioten damit um die Existenz dieses Ausflugszieles. In der von einem Feigenbaum beschatteten Quelle auf der Halbinsel Akamas soll die Schöne einst auch Spuren ihres nicht immer tadellosen Lebenswandels getilgt haben.
Lebenswandel hin oder her – die Badewilligen der Moderne brauchen nicht in die idyllische Grotte zu drängen. Selbst wer kulturbeflissen ins Landesinnere eilt, um zum Beispiel im Kloster Agios Neophytos Fresken aus dem 12. Jahrhundert zu bewundern, hat es bis zum Meer niemals weit. Bei einer Gesamtlänge von 620 Kilometern Küste findet sich für jeden ein Platz. Dabei bevorzugen die Sonnenanbeter, Taucher und Jet-Ski-Fahrer die Strände bei Paphos, das turbulente Agia Napia, Polis oder das stattliche Lemesos, in dem einst der sagenumwobene Richard Löwenherz seine Liebste heiratete. Selbst im Dezember sinkt die Wassertemperatur nicht unter 18 Grad. Wanderfreunde finden im heißen Sommer kühle Wege im Troodosgebirge, das im Winter gar ein kleines Skigebiet vorhält.
In Lefkosia, vor Wiedereinführung der alten griechischen Ortsnamen noch Nikosia genannt, ist vor allem die Altstadt sehenswert. Eine der Haupteinkaufsstraßen endet direkt an der so genannten „Green Line“, der Grenze zum türkisch besetzten Teil der Insel, die Ausländer nur hier übertreten dürfen. Ein weiter Blick über die Stadt und ins Hinterland erschließt sich aus dem elften Stockwerk des Woolworth-Gebäudes. Im Zypern-Museum findet der Besucher Zeugnisse vergangener Epochen von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter. Großstadttypisches Verkehrsgewimmel herrscht vor den Toren des Museums. Beim Überqueren der Straßen ist besondere Vorsicht angesagt: Auf der ehemaligen britischen Kronkolonie Zypern fahren die Autos auf der linken Seite.
Richtig ursprünglich geht es dagegen noch im Binnenland zu. Vielerorts erhält der Agrotourismus alte Häuser und Lebensweisen. Deren Mieter können sich für einige Zeit in die gastfreundlichen Dorfgemeinschaften integrieren und sogar selbst beim Bestellen der Felder Hand anlegen. Vielleicht schauen sie dabei auch einmal der Bäuerin Evlambia über die Schulter, die in den Bergen bei Tochni 170 Ziegen ihr eigen nennt und am dampfenden Kochtopf von deren Milch täglich zwölf Kilogramm Haloumi produziert. Dieser vielseitige halbweiche Käse ist die zypriotische Spezialität schlechthin, die sowohl roh wie auch gebraten, mariniert, frittiert oder gegrillt mundet.
Unschlüssige Hungrige sind im Restaurant mit „Meze“ gut beraten. Bis zu drei Stunden kann die Zeremonie dauern, in der eine Abfolge von landestypischen Speisen – angefangen bei frischem Salat, Humus und Tzatziki bis zum Finale mit Fleischspießen oder Meeresfrüchten – serviert wird. Im Zusammenspiel mit den hervorragenden einheimischen Weinen bietet sich so ein köstlicher Querschnitt der zypriotischen Küche. Ein kräftiger Mokka – „Kipriakó Kafé“ – mit etwas Zucker – „métrio“ – hilft abschließend beim Verdauen. ©uwa 09/2003
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