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Boemlo ist Natur pur

Ferienidylle auf 904 Inseln am Eingang zum Hardangerfjord

Wer bei Bremnes zum erstenmal die letzten 15 Kilometer nach Norden unter die Räder nimmt, muß Geduld haben. Schier endlos windet sich die Straße wie eine Berg- und Talbahn durch unwirtliche Felswüsten. Schließlich endet sie in einem großen Wendehammer. Brandasund an der gleichnamigen Meerenge auf Gisöy, dem nördlichsten bewohnten Eiland der norwegischen Inselgruppe Bömlo, scheint das Ende der Welt zu sein. Doch der Eindruck täuscht. Die idyllische Ansammlung weißer und roter HolzhäuserPier in Brandasund blickt auf eine mehr als 100jährige Tradition als Handelsplatz zurück. Auch heute noch decken sich Fischer im "Lanthandel" von E. Johnsen & Sönner (Bild rechts) mit Proviant ein, bunkern Styroporkisten, Treibstoff und Trockeneis. Bei der Rückkehr landen sie ihren Fang hier an. Manchmal löst sich ein Boot vom Ufer gegenüber, Einheimische, wortkarg aber freundlich, kommen zum Einkauf von ein paar Lebensmitteln herüber. Abends lassen sie sich mit den wenigen Urlaubern an grob gezimmerten Holztischen in der urigen Bar landestypische Gerichte und teures Faßbier reichlich schmecken. Es gibt eine öffentliche Telefonzelle und morgens sogar zwei norwegische Tageszeitungen. Trinkwasser liefert der Regen, der in den Hügeln über dem Kai in natürlichen Becken aufgefangen wird. Und obwohl hier schon einmal die angebrannten Zimtschnecken aus der Backstube direkt in den Sund fliegen, ist das Atlantikwasser zwischen den Inseln glasklar.

Seitdem Gisöy 1992 durch eine schwindelerregend hohe Brücke über den Brandasund mit dem übrigen Bömlo verbunden wurde, ist die Insel auch zum lohnenden Ziel von Tagestouristen Angeltour im Brandasundgeworden. Von hier aus können sie per Mietboot zu ergiebigen Angeltouren starten. Im fischreichen Selbjörnfjord geht selbst der unerfahrene Petrijünger nicht leer aus.Reizvoll ist auch ein Ausflug zum vorgelagerten Leuchtturm Slätteröy Fyr. Gemütlich tuckernd schiebt ein Dieselmotor Tore Johnsons geräumiges Holzboot zwischen den unzähligen Inseln hindurch. Schroffe Felskanten sind zum Greifen nah, doch die ständige Dünung rät zum Abstandhalten. Riffs lauern unter der Wasseroberfläche. Tümmler lassen die Rückenflossen aufblitzen. Möwen drehen über den Anglern hoch droben aufmerksam spähend ihre Bahnen. Ein Seehund reckt neugierig seinen Kopf aus den Fluten. Bömlo, das ist Natur pur. (P.S.:  Durch ein Tunnel- und Brückensystem ist Bömlo seit dem 30. April 2001 mit dem Festland und der Nachbarinsel Stord verbunden.)

 

Vor der Westküste Norwegens liegt die aus 904 Inseln gebildete Gruppe zwischen den Metropolen Bergen und Stavanger, mit denen sie per Katamaran auf dem Wasserweg in jeweils zwei Stunden direkt verbunden ist. SonnenuntergangAuf 231 Quadratkilometern setzt sie den Besucher ein ums andere Mal in Erstaunen. Eben noch abweisend karg mit nacktem Fels, lädt sie ein paar Kilometer weiter mit dichtem Mischwald im Schutz des 474 Meter hohen Siggjo zu ausgedehnten Spaziergängen ein. In feuchten Mulden zwischen felsigen Buckeln haben sich unzählige Biotope gebildet, hartnäckige Mückenarten steigen im Sommer aus Moos und Gräsern auf. Selbst die asphaltierten Straßen scheinen in die Natur verliebt zu sein. Eng an Berghänge geschmiegt erlauben sie zur anderen Seite hin an manchen Stellen einen atemberaubenden Blick auf den hundert Meter tiefer silbern schimmernden Atlantik.

Nur 9800 Menschen leben auf Bömlo, gut ein Drittel davon in Bremnes, dem Verwaltungszentrum der Inselgruppe. Hier gibt es ein Hotel (das andere steht in Rubbestadneset) und die Touristeninformation mit Ferienhaus- und Bootsvermittlung. Einkaufszentren und zwei Großtankstellen lassen für einen Moment das großartige Naturschauspiel außerhalb der Ortsgrenzen vergessen.

Sehenswertes bietet das zur Region Hordaland zählende Bömlo gleich zum Empfang. 20 Minuten braucht die Autofähre vom Festlandshafen Valevag an der Einfahrt zum Hardangerfjord bis nach Mosterhamn, wo Olav Trygvasson 995 das Christentum einführte.Hier liegt die nur 105 Jahre jüngere und damit älteste Steinkirche Norwegens, Norwegens älteste Steinkircheum die herum das eintausendste Jahr der Christianisierung Bömlos gefeiert wurde. Aufführungen junger Künstlerinnen und Künstler finden im nahen Amphitheater statt. Bei Tjong verblüfft eine 374 Jahre alte Stabkirche den Gast. Selbst vom Goldrausch blieb das Inselreich nicht verschont. 1880 machte sich ein Konsortium nach Zufalllsfunden bei Lykling auf die Suche nach dem begehrten Edelmetall, doch die Ausbeute von 130 Kilogramm bildete einen krassen Gegensatz zu den dafür getätigten Investitionen. Heute stehen die alten ,,Gullgruvene" zur Besichtigung und zum Selbstschürfen gegen Gebühr offen.

Ungefährliches Badevergnügen verspricht das Ferienparadies Skogbu am Röyksundkanal. Ein Geheimtip ist dies allerdings nicht mehr, wie die Ansammlung küstengewässer- bis hochseetauglicher Yachten im dazugehörigen Hafen erkennen läßt. Weniger bekannt sind acht andere ,,Badeplasser".

Lohnenswert ist auch ein Ausflug nach Espevaer. Die westlich im Bömlofjord liegende kleine Insel kann sogar einen Steinbruch aus der Zeit um 5000 vor Christus und einen UFO-Abdruck vorweisen.Wer das Fährenkursbuch richtig zu lesen versteht, für den sind nicht nur Tagesausflüge nach Bergen oder Haugesund ein Genuß. Überlaufene Sehenswürdigkeiten kennt man selbst in der Hochsaison nicht. So lohnt auch das malerische Fischerdorf Skudeneshavn auf der Halbinsel Karmöy den Besuch, falls der nicht schon während der Anreise über die Öl-Metropole Stavanger stattfand.Baronie RosendahlFast ein Muß ist eine Fahrt am berühmten Hardangerfjord entlang, wobei ein Abstecher in die 1665 von Ludvig Rosenkrantz gegründete Baronie Rosendahl führen sollte. In dem von saftigem Grün eines idyllischen Gartens und einer herrlichen Rosenzucht umgebenen Schloß - in Sichtweite stürzt ein Wasserfall vom nahen Folgefonngletscher herab - finden im Sommer Konzerte und Kunstausstellungen statt.

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